Israel: Kriegsdienstverweigerin Tair Kaminer aus Militär entlassen, aber in Haft
Von Stefanie Intveen. Wie Connection e. V. am 18. Juli 2016 mitteilte, wurde die Kriegsdienstverweigerin Tair Kaminer aus dem Militärdienst entlassen. Sie wird sich bis voraussichtlich 3. August 2016 in Haft befinden und dann 170 Tage im Militärgefängnis gewesen sein.
Wir haben Tair Kaminer im November 2015 in Köln als eine nachdenkliche, mutige junge Frau kennengelernt. Sie berichtete, dass sie sich früh mit Familienangehörigen, Freundinnen und Freunden über die Möglichkeit, den Militärdienst zu verweigern, auseinandergesetzt hätte. Zu den von ihr einkalkulierten Folgen der Verweigerung gehörten nicht nur die Haftstrafe, sondern auch die langfristigen, bedrohlichen Konsequenzen: dass eine Berufstätigkeit in staatlichen Organisationen und Behörden vielleicht nicht mehr möglich sein würde; dass auch private israelische Arbeitgeber Vorbehalte haben könnten; dass sich manche Menschen vielleicht von ihr fern halten würden.
Frau Kaminer hat viele Besucher ihres Vortrags tief beeindruckt, weil sie sich trotz ihrer Jugend – 19 Jahre – sehr klar dagegen entschieden hat, ein „Zahnrädchen“ in einer gewalttätigen Maschinerie zu werden. Auch jetzt ordnet sie die bevorstehende Haftentlassung gegenüber ihrer Familie in den größeren Zusammenhang ein: „Diese Ankündigung, die nun nach über sieben Monaten Kampf kommt, ist für mich persönlich sehr erfreulich. Es kann als ein kleiner Sieg angesehen werden, mich freizubekommen. Aber der größere Kampf ist nicht der um meine Freiheit, sondern der gegen die Unterdrückung des palästinensischen Volkes, so dass die beiden Nationen in Freiheit, Gleichheit, Sicherheit und Frieden zusammenleben können.“
Anlässlich des Tags der Kriegsdienstverweigerer 2016 hatten wir eine Mahnwache in der Kölner City organisiert und die Passanten über Tair Kaminer und die rechtliche Situation in Israel informiert. Wir freuen uns, dass Tair nun bald wieder in Freiheit sein wird. Der Kampf für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung in Israel geht weiter.