Mein Gott, was haben wir getan?

Sehr geehrte Redaktion des Kölner Stadtanzeiger,

danke für den Artikel „Mein Gott, was haben wir getan?“ vom 6.8.2015. Er ist ebenso interessant wie der ARTE-Beitrag zum Thema „70 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki“ am Vorabend. Dennoch stellen sich dazu einige Fragen.

Die Legalisierung von Auslandseinsätzen der japanischen bislang als „Selbstverteidigungsstreitkräfte“ firmierenden Armee als „objektiv selbstverständlichen Schritt“ zu bezeichnen, leuchtet aus friedenspolitischer Sicht nicht ein. Vielmehr zeigt etwa Costa Rica, das sein Militär abgeschafft hat, dass ein Staat, der diesen Schritt vollzieht, nicht nur nicht angegriffen wird, sondern enorm profitieren kann: Die frei gewordenen Finanzmittel wurden u. a. für ein verbessertes Bildungssystem genutzt, so dass die Analphabetenrate in Costa Rica auf das niedrigste Niveau in Mittelamerika gesenkt werden konnte.

Mit Recht kritisiert Ihr Autor die „Sturheit“ des japanischen Premiers, an der Atomkraft festzuhalten. Doch leider wird das ebenso verwerfliche Festhalten der Bundesregierung an der „nuklearen Teilhabe“ nicht erwähnt. Täglich üben Bundeswehrsoldaten in Büchel in der Eifel den Abwurf US-amerikanischer Atombomben vom Typ B 61. Obwohl der Bundestag 2010 für den Abzug dieser Atomwaffen votiert hat, wird sein Beschluss nicht umgesetzt. Stattdessen sollen diese nun modernisiert werden – angesichts der eskalierenden Kriegsgefahren durch die Ukraine-Krise äußerst bedenklich!

Die Protestaktionen der Friedensbewegungen im Rahmen von „Büchel65“ wären wohl wert gewesen, darüber zu berichten. Atomwaffen gehören ebenso wie chemische und biologische Waffen geächtet und verboten. Leider ist die Bundesregierung, wie sich bei der Ende Mai ergebnislos beendeten Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag wieder gezeigt hat, dazu nicht bereit. Bisher hat sie sich jedenfalls nicht den über 100 Staaten angeschlossen, die der von Österreich initiierten Initiative für ein generelles Atomwaffenverbot „Humanitarian Pledge“ beigetreten sind.

In Japan demonstrieren derzeit täglich Zehntausende Menschen vor dem Parlament in Tokio gegen die Aufhebung der Beschränkungen für die japanische Armee. Auch das wäre berichtenswert.

Ariane Dettloff


Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger
70. Jahrestag der Hiroshima-Atombombe
Der Tag, an dem die Massenvernichtungswaffe geboren wurde
http://www.ksta.de/panorama/-sote-jahrestag-hiroshima-massenvernichtungswaffe-atombombe-,15189504,31396060.html

Das könnte dich auch interessieren …

×