Leipzig: Disziplinarische Maßnahme: Schulverweis wegen Protest gegen Jugendoffiziere
Alleine in 2022 konnten Jugendoffiziere der Bundeswehr über 100.000 Schülern und Studenten in Schulen und Hochschulen ihre Weltsicht vermitteln. Doch im Vorfeld des für Mittwoch, den 30. Oktober geplanten Bundeswehrtermins an einer Schule in Leipzig regt sich Protest. Schülerinnen und Schüler der Humboldtschule versammeln sich am Montag auf dem Schulhof. Einige von ihnen legen sich im Stil eines „Die-In“ auf den Boden. Ein anderer macht mit einem Megafon eine Durchsage zur tödlichen Zukunft von zum Wehrdienst verpflichteten Jugendlichen.
Am Dienstag flattern aus der 3. Etage Flugblätter über den Schulhof, mit Aufschriften wie „Kein Werben fürs Sterben – Keine Bundeswehr an unserer Schule!“ oder „Schüler:innen für Frieden! Krieg ist keine Option!“. Mit einem Megafon wird auf den anstehenden Bundeswehrbesuch aufmerksam gemacht und die Schülerschaft dazu aufgefordert, diesen nicht unwidersprochen geschehen zu lassen. Von den umstehenden Schülern gibt es Beifall und Zuspruch. Bei der nächsten Durchsage reißt eine Lehrkraft einer Schülerin das Megafon aus der Hand und erklärt die Aktion für beendet.
Noch am selben Tag wird der 17-jährige Iven in das Büro der Schulleitung bestellt. Dort wird ihm ein Schulverweis angedroht, sollte er seinen Protest nicht einstellen. Einige Tage später wird seine gleichaltrige Mitschülerin Feli mit denselben Drohungen eingeschüchtert. Trotzdem wird am Mittwoch während des Bundeswehrvortrags der Protest fortgesetzt. Durch kritische Nachfragen zu den Kriegsverbrechen der Bundeswehr in Afghanistan und zu Fällen von sexuellem Missbrauch im Militär kommen die beiden Jugendoffiziere ordentlich ins Schwitzen.
Inzwischen wurden weitere Schülerinnen und Schüler von der Schulleitung zu Einzelgesprächen vorgeladen. Es kann nicht sein, dass für Propagandaveranstaltungen der Bundeswehr das Recht auf freie Meinungsäußerung ausgesetzt wird. Repression als Mittel zur Durchsetzung von militaristischen Auftritten ist undemokratisch und ein Armutszeugnis für die Schulleitung. Die Androhung eines Schulverweises ist absurd und ein Skandal. Unterschreibt diese Petition https://chng.it/9JcWB4rsm8 oder schreibt der Schulleitung E-Mails an schule@humboldtleipzig.de . Feli und Iven haben ein Recht auf Bildung, und zwar an der Humboldtschule! Siehe auch unsere Solidaritätserklärung für Feli und Iven.