Weiße Fahnen überall

Von Stephan Schmitz.

Mit weißen Fahnen am Römertor vor dem Kölner Dom. Foto: Stephan Schmitz

Papst Franziskus erregte einiges Aufsehen, als er im März im Rahmen eines Interviews der Ukraine den „Mut zur weißen Fahne“ empfahl. Angesichts heftigen Widerspruchs sah der Vatikan sich genötigt, die Aussage des Kirchenoberhaupts zu erläutern: Es handle sich nicht um die Empfehlung, zu kapitulieren, sondern um eine Ermutigung, dem Krieg durch Gespräche ein baldiges Ende zu setzen.

In der DFG-VK-Gruppe Köln entstand daraufhin die Idee, auch hier, vor Ort, – symbolisch – zu Gesprächen zu ermutigen. Seither finden sich zwei Gruppen von Friedensfreund*innen wöchentlich mit weißen Fahnen an belebten Plätzen ein, um dort jeweils eine Stunde lang für Waffenstillstand und Friedensgespräche „Flagge zu zeigen.“

Wer sich dieser Aktion anschließen möchte, hat derzeit dazu zweimal die Möglichkeit:

  • Montags von 17 bis 18 Uhr am Römerbogen, links vor dem Hauptportal des Kölner Doms (Kontakt: Michael, DFG-VK: michael.strauch@netcologne.de)
  • Mittwochs von 17 bis 18 Uhr auf dem Chlodwigplatz (Kontakt: Ariane, DFG-VK, ariane.detloff@contraste.org

Für die Teilnahme ist eine Anmeldung nicht erforderlich!

Die Reaktionen sind unterschiedlich. Oft ist es nur ein Blick, manchmal ein Lächeln. Gelegentlich kommt jemand auf uns zu, um Zustimmung zu signalisieren, gelegentlich werden wir in Diskussionen verwickelt und mit der ungläubigen Frage konfrontiert, ob wir tatsächlich so naiv seien, zu glauben, man könne mit Putin verhandeln.

Immer wieder kommen auch Jugendliche, die fragen, was das zu bedeuten habe. Wir machen darauf aufmerksam, dass es sich bei der weißen Fahne um die sogenannte Parlamentärsflagge handle, eine Flagge, die nach der Haager Landkriegsordnung signalisieren soll, dass hier ein unbewaffneter Parlamentär das Gespräch anbietet. Die Flagge soll ihn vor Angriffen schützen.
Die Geschichte zeigt, dass es schließlich immer zum Schweigen der Waffen und zu Gesprächen kommen muss, wenn das Töten und Zerstören nicht endlos andauern und sich auch nicht immer weiter steigern soll. Jeder Tag des Krieges zerstört Menschenleben, wertvolle Güter, gesellschaftlichen Zusammenhalt, schafft unendliches Leid und untergräbt die Grundlagen für Gespräche. Deshalb drängen wir darauf, jetzt die Waffen schweigen zu lassen und jetzt miteinander zu sprechen, besser heute als morgen, denn die Gesprächsbedingungen werden mit jedem Kriegstag schlechter.

Unsere Aktion soll dies auf einfache, symbolische Weise in Erinnerung rufen: Jetzt ist es Zeit, höchste Zeit, die Waffen schweigen zu lassen und Gespräche zu suchen. Und das gilt für alle Kriege, ob in der Ukraine, in Gaza, anderswo.

Noch sind unsere Gruppen klein, aber was nicht ist, kann noch werden. Wir laden unsere Freunde und Bekannten ein, mit dabei zu sein. Und da und dort hat sich schon enimal jemand ein Stündchen zu uns gesellt oder uns vor dem Dom besucht.

Wäre das nicht auch eine einfache Aktion für andere Gruppen bundesweit? Vor der Kirche, vor dem Rathaus, vor einem Mahnmal oder an einem anderen bedeutsamen, belebten Ort?

Es ist leicht: Weiße Fahnen basteln (aus alten Leintüchern, Hemden, Holzstöcken…), die Veranstaltung bei der Polizei anmelden und los geht’s! – Versammlungen im öffentlichen Raum müssen i.d.R. angemeldet werden, sind aber nicht genehmigungspflichtig. Im Internet finden sich dazu ausreichend Informationen.

Wir würden uns über Fotos Eurer Aktionen freuen!


Stephan Schmitz ist Mitglied der DFG-VK Gruppe Köln

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