Abzug statt Aufrüstung! Büchel-Blockade am 26. Mai 2017
Es war ein „Brückentag“ und schönstes Ausflugswetter, als sich sechzehn Pazifist*innen an drei Zufahrtstoren zum Fliegerhorst des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 der Bundeswehr in Büchel in der Eifel zu deren Blockade niederließen. Sie hatten sich verabredet, den Betrieb rund um die hier in Rheinland/Pfalz befindlichen „Sonderwaffenlagerungsstätten“ nach Kräften zu behindern. Denn unter „Sonderwaffen“ sind hier US-amerikanische Atombomben zu verstehen.
Der Internationale Gerichtshof hat Atomwaffen wegen ihrer verheerenden Wirkung auf Zivilist*innen schon 1996 für völkerrechtswidrig erklärt. Der Bundestag hat 2010 mit großer parteiübergreifender Mehrheit für ihren Abzug gestimmt. Weit über 90 Prozent der Bundesbürger*innen plädieren für ihre Entfernung. Doch im Rahmen der sogenannten Nuklearen Teilhabe hält bisher noch jede Bundesregierung beharrlich an ihnen fest. Statt sie abzuziehen, sollen sie nun sogar noch um- und aufgerüstet werden: Die neuen B61-12 werden nicht mehr frei fallen, sondern zielgenauer lenkbar werden. Das wird ihren Einsatz erleichtern – gerade unter einem so unberechenbaren Präsidenten wie Donald Trump eine grausige Vorstellung. Und angesichts einer neuen Kalte-Kriegs-Politik besonders bedrohlich.
Voraussichtlich ab 2024 sollen die neuen smarteren Massenvernichtungswaffen nach Büchel kommen – bereit für den Ersteinsatz, den die Nato-Doktrin nach wie vor beinhaltet. Aber dem Ersteinsatz folgt mit ziemlicher Sicherheit ein „Zweiteinsatz“ aus der Gegenrichtung. Beide zusammen würden unglaubliche Menschenopfer und einen „Nuklearen Winter“ für den Planeten Erde erzeugen.
Angesichts einer solchen drohenden Katastrophe haben 123 Staaten der Vereinen Nationen kürzlich beschlossen, ein generelles Atomwaffenverbot auszuhandeln. Die zweite Sitzungsperiode der UN-Konferenz zur Verhandlung eines Verbotsvertrags findet gerade – vom 5.Juni bis 6. Juli – in New York statt. Die deutsche Regierung aber weigert sich, daran teilzunehmen.
Die Blockierenden des 26. Mai forderten auf Bannern „Unsere Zukunft: atomwaffenfrei“ und konfrontierten Zivilist*innen und Soldat*innen, die am Atomwaffenstandort vorbeifuhren, mit ihrer Entschlossenheit, das Unrecht der Stationierung nicht stillschweigend hinzunehmen. Von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags dauerte die Aktion mit Blockade, Kundgebung, Musik, Reden und viel Austausch der Aktivist*innen untereinander. Raphaela und Vanessa aus dem Bergischen Land, Marion aus Hamburg, Werner aus Berlin, Johannes aus Erfurt und Ariane, Georg,, Gerd, Hans Peter, Harald, Magda, Markus, Maxi, Michael, Nele und Stefanie aus Köln –
die meisten sind Mitglied in der DFG-VK – verlangten vor Ort die Ächtung der Atomwaffen und ihren unverzüglichen Abzug.
Am Vortag hatten sie im nahe gelegnen Ausflugsort Cochem mit
einer Buchstabenaktion „atomwaffenfrei!“ und „Büchel ist überall“ auf der Moselbrücke gegen die 20 hier stationierten A-Waffen protestiert und in der Fußgängerzone aufklärende Flyer verteilt.
Es war eine trotz des düsteren Themas für die Beteiligten durchweg befriedigende Aktion, denn, so Markus: „Es fühlt sich gut an, das Richtige zu tun.“ Die Polizei zeigte sich an diesem 26. Mai übrigens kaum.
Zur Internationalen Woche der Kampagne vom 12. bis 18. Juli unter anderen mit elf Gästen aus der US-Friedensbewegung laden mehr als 50 Organisationen und Gruppen sowie die Mayors for Peace (Bürgermeister für den Frieden) herzlich ein. Ein Highlight bringt der 15.Juli: Konzert mit Konstantin Wecker und Bands aus der Region.
Zur Bundestagswahl veröffentlicht die Kampagne ihre Unterschriftenliste „Taten statt leerer Worte! Abzug statt Aufrüstung der Atomwaffen“ – weitere Unterzeichner*innen sind willkommen!
Mehr Infos auf der Website der Kampagne „20 Bomben- 20 Wochen“.
Von Ariane Dettloff
Fotos: Stefanie Intveen
Danke, liebe Ariane, für diesen ermutigenden Beitrag!