Michael Schulze von Glaßer spielt Militärvideospiele, kritisiert Feindbild dahinter

Von Stefanie Intveen. Der Blogger, Youtuber und stellvertretende Politische Geschäftsführer der DFG-VK Michael Schulze von Glaßer sprach anlässlich der gamescom am 19. August 2016 in der Universität zu Köln über „Das virtuelle Schlachtfeld. Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie“. Er sei selbst mit Videospielen aufgewachsen und spiele auch manche Militärspiele gern. Aus seiner Sicht greift die aktuelle „Killerspiele-Debatte“ zu kurz, denn die wechselseitige Beeinflussung von Militär, Rüstungsunternehmen und Spieleindustrie werde in der Öffentlichkeit kaum thematisiert. Dabei seien die Übergänge zwischen Unterhaltungsindustrie und Militär fließend. In Videospielen würden Feindbilder geschaffen oder bestehende Feindbilder verfestigt.

Michael Schulze von Glaßer am 19.8.2016 in Köln

Michael Schulze von Glaßer am 19.8.2016 in Köln

Es gebe auch wirtschaftliche Verflechtungen. Die politische Bedeutung von bestimmten Videospielen liege daher auf der Hand. Darüber solle viel mehr debattiert und aufgeklärt werden. Gamer hätten beispielsweise ein Recht zu wissen, wenn der Hersteller eines von ihnen gekauften Spiels einen Teil der Einnahmen als Lizenzgebühren an Rüstungskonzerne weiterleiten würden.

Auf der gamescom in Köln dürfe die Bundeswehr interessanterweise ihre echten Kriegswaffen zur Schau stellen, während die Messe den Besuchern das Mitbringen von Spielzeugwaffen aus Sicherheitsgründen untersagt hatten. Seine Eindrücke von der gamescom und weitere Einschätzungen zur politischen Relevanz von Videospielen hatte Michael bereits dem Radiosender Kölncampus geschildert (15 Min.) und können hier nachgehört werden.

Der Anfang der von ihm geforderten Debatte ist offenbar gemacht. Immerhin fragte der Kölner Express: Was macht die Bundeswehr auf einer Spielemesse? und zitierte unsere, vom Antimilitaristischen Aktionsbündnis Köln vorgetragene Kritik daran. Und die Piratenpartei findet: „Solange die Bundeswehr Infostände auf der gamescom hat, sind Killerspiele unser kleinstes Problem“.

Gamescom 2016. Piratenpartei protestiert

Gamescom 2016. Piratenpartei protestiert

Bei dem Vortrag von Michael in Köln war das Publikum allerdings kritisch und fragte nachdrücklich danach, ob er die Wirkung von „Killerspielen“ auf etwa Jugendliche nicht verharmlose. Es entspann sich eine informative Diskussion über die „Risiken und Nebenwirkungen“ solcher Videospiele auf bestimmte Personen und Personengruppen. Dabei war das breite Fachwissen von Michael eine gute Grundlage für eine differenzierte Einschätzung.

 

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