Bundeswehr-Werbung um Jugendliche in Köln: Friedensgruppe kündigt „Rekrutierungsbüro für kriegstüchtige Mitbürgerinnen und Mitbürger“ an

Die Kölner Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) kündigt Aufklärungs- und Satire-Aktionen gegen ein bevorstehendes Lockangebot der Bundeswehr für Jugendliche an.

Unter der Überschrift „Fußballfans aufgepasst!“ und „Olympix 2024“ wendet sich das in Köln ansässige Personalmanagement der Bundeswehr ausdrücklich an „Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren“, denen es „packende Duelle in der Lüttich-Kaserne in Köln“ verspricht. Ein kombiniertes Fußball- und E-Sports-Turnier, ergänzt durch „ein spannendes Rahmenprogramm, DJ und Live-Acts, Chill-Zone und kühle Drinks“, soll die Jugendlichen vom 30.8. bis 1.9.2024 in die Kaserne locken.

Die Kölner DFG-VK kritisiert die Werbeaktion der Bundeswehr, weil sie den Jugendlichen ein völlig falsches Bild von Abenteuer und Coolness vorgaukele, das mit der militärischen Realität nichts zu tun habe.

Die Bundeswehr ist seit Jahren nicht in der Lage, ihre jährlichen Rekrutierungsziele mit Erwachsenen zu füllen,

erklärt ein Sprecher der Gruppe. Im Jahr 2023 waren über 10 Prozent der Rekruten und Rekrutinnen Jugendliche. Das sei wohl der Hintergrund der gezielten Werbung bei Jugendlichen. Ein „Armutszeugnis“ finden die Kölner Friedensaktivisten das, denn dies untergrabe die weltweiten Bemühungen um die Anhebung des Mindestalters auf 18 Jahre. Deutschland mache sich international unglaubwürdig.

Außerdem finden wir abstoßend, dass die Werbeaktion zur Militarisierung der Jugend ausgerechnet am Antikriegstag, also 85 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, stattfindet,

so ein anderes Mitglied der Gruppe.

Mitte August hatte eine massive Plakatwerbung der Bundeswehr in einem Kölner Freibad bereits Proteste und Beschwerden bei der städtischen KölnBäder GmbH hervorgerufen, wie die Presse berichtete. Weitere Kritik gab es vergangene Woche an der Präsenz der Bundeswehr auf der Spielemesse Gamescom. Nach Angaben des Kölner „Express“ hatte das Jugendnetzwerk der DFG-VK „aus Protest in der ganzen Stadt Fake-Plakate im Stil der Bundeswehr aufgehangen“. Auf dem bekannten Camouflage-Look der ‚normalen‘ Bundeswehr-Plakate seien flapsige Sprüche zu Themen zu lesen gewesen, wegen denen die Bundeswehr in der Kritik stehe: Krieg, Hierarchie, Sexismus, Nazi-Tendenzen.

Die Versuche der Bundeswehr, Jugendliche zu umgarnen, kann man ja nur noch mit schwarzem Humor ertragen,

stöhnt der Sprecher der DFG-VK Gruppe Köln.

Wir laden deshalb alle Interessierten am 31.8.2024 ab 11 Uhr ein, den ‚Satirischen Sektor’ auf dem Chlodwigplatz zu betreten und in unser ‚Rekrutierungsbüro für kriegstüchtige Mitbürgerinnen und Mitbürger‘ zu kommen.

Weitere Aufklärungsaktionen planen die Friedensaktivisten am 30.8.2024 um 14 Uhr vor der Lüttich-Kaserne und um 15 Uhr in Chorweiler.

Drei Männer und zwei Frauen stehen im Sonnenlicht am Flussufer und halten ein Banner "Unter 18? - Nie! Nein zur Rekrutierung Minderjähriger durch die Bundeswehr!", sowie Schilder und Flaggen von Organisationen vor sich. Im Hintergrund das gegenüberliegende städtisch bebaute Flussufer mit grünen Bäumen.

Ein Ende der Rekrutierung unter 18-jähriger durch die Bundeswehr forderten am 12.6.2020 in Köln (v.l.): Michael Sünner (DFG-VK, hier auch für die Evangelische Schüler*- und Schülerinnen*arbeit im Rheinland), Josef Obladen (AG Frieden und internationale Politik, Die Linke Köln), Stefanie Intveen (DFG-VK, hier auch für terre des hommes), Eva-Maria Zimmermann (GEW Stadtverband Köln), Florian Bechtel (Quäker). Foto: privat

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