Papst Franziskus zum Weltfriedenstag: „Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden“
Von Stefanie Intveen. Papst Franziskus hat seine Botschaft zum Weltfriedenstag, den die Katholische Kirche am 1. Januar feiert, unter die Überschrift „Die Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden“ gestellt. Er greift auf die kirchliche Soziallehre und die in der Enzyklika „Laudato si'“ (24.5.2015) ausgeführte Verbindung von Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zurück. Mit Hinweis auf die „verschwenderische Wegwerfkultur“ und die „immer stärker werdenden Ungleichheiten innerhalb der einzelnen Nationen und zwischen den Nationen“ wendet er sich an die „Verantwortlichen der internationalen Organisationen und der Regierungen, der Wirtschaft und der Wissenschaft, der sozialen Kommunikation und der Bildungseinrichtungen“ und lädt sie ein, auf Basis der Prinzipien der Soziallehre
im Globalisierungsprozess einen gemeinsamen Kurs zu verfolgen, einen »wirklich menschlichen Kurs«.
Die Prinzipien der Soziallehre seien Bezugspunkte für eine „Grammatik“ der Achtsamkeit:
die Förderung der Würde jeder menschlichen Person, die Solidarität mit den Armen und Schutzlosen, die Sorge um das Gemeinwohl, die Bewahrung der Schöpfung.
Angesichts der ansteigenden Zahl der Hungernden regt der Papst erneut die Umlenkung der Rüstungsausgaben in einen Weltfonds zur Beendigung des Hungers an, so wie er es schon in seiner Videobotschaft an die Welternährungsorganisation zum Welternährungstag am 16.10.2020 tat:
Wie viele Ressourcen werden für Waffen, insbesondere Atomwaffen, vergeudet, Ressourcen, die für wichtigere Prioritäten zur Gewährleistung der Sicherheit der Menschen eingesetzt werden könnten, wie z. B. die Förderung des Friedens und der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, die Bekämpfung der Armut, die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung. Auch dies wird andererseits durch globale Probleme wie die aktuelle Covid-19-Pandemie und den Klimawandel deutlich. Was für eine mutige Entscheidung wäre es doch,»mit dem Geld, das für Waffen und andere Militärausgaben verwendet wird, „einen Weltfonds“ einzurichten, um dem Hunger ein für alle Mal ein Ende zu setzen und die Entwicklung der ärmsten Länder zu fördern«!
Der Papst empfiehlt eine „Kultur der Achtsamkeit“ als „vorzügliche[n] Weg zur Schaffung von Frieden“. Er versteht darunter einen „gemeinsamen, solidarischen und partizipatorischen“ Einsatz „zum Schutz und zur Förderung der Würde und des Wohls aller“ und die „Bereitschaft zur Aufgeschlossenheit, zur Aufmerksamkeit, zum Mitgefühl, zur Versöhnung und zur Heilung, zu gegenseitiger Achtung und gegenseitiger Annahme“. Er wiederholt seine Feststellung aus der Enzyklika „Fratelli tutti“ vom 3.10.2020 (Absatz 225):
In vielen Erdteilen sind Friedenswege erforderlich, die zur Heilung führen; es sind Friedensstifter vonnöten, die bereit sind, einfallsreich und mutig Prozesse zur Heilung und zu neuer Begegnung einzuleiten.
Wie fast täglich in der Presse zu lesen ist, wurde auch im Erzbistum Köln sexueller Missbrauch durch katholische Priester jahrzehntelang vertuscht und offenbar bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet. Es wäre aber ein Fehler, wegen dieser Missstände, die in der Katholischen Kirche institutionell verankert zu sein scheinen, die Friedensbotschaft des Papstes und die oben verlinkten Enzykliken zu übersehen oder gleich ganz abzulehnen. Die Texte bieten Anknüpfungspunkte und mutmachende Anregungen auch für nichtchristliche und nichtreligiöse Menschen und Gruppen und vereinen die Ideen der Umweltbewegung, der sozialen Bewegungen und der Friedensbewegung.
Pax christi Köln: Einladung zum Gottesdienst am Weltfriedenstag, 1. Januar 2021 um 19:00 Uhr im Kölner Dom
Anlässlich des Weltfriedenstages der katholischen Kirche gestaltet pax christi gemeinsam mit Stadtdechant Robert Kleine den Abendgottesdienst um 19:00 Uhr im Kölner Dom. Wegen der Infektionsschutzauflagen ist eine Anmeldung zu diesem Gottesdienst über die Homepage des Kölner Domes notwendig. Nähere Informationen gibt es bei pax christi Köln.